Der Seisler Tüsch reist in die Feyersaga

Wier Seisler wollen den Seisler Tüsch mit Gastronomen aus der Region wiederbeleben. Als erstes begrüssen Linda und Donat herzlich in der Feyersaga im Plasselbschlund.

Um 19 Uhr gehts los mit dem sprachlichen Amüüs-Busch, dann gemeinsames, unkompliziertes Nachtessen am langen Tisch. Wie eine italienische Tavolata. Ideal für die Ursprungsidee vom Seisler Tüsch: «Zämehocke, chli lafere ù z ässe gits ifach was es git, gau.»

 

Do., 2. Juni 2022, 19 Uhr. 
Reservation direkt bei Feyerssaga, 026 494 04 69, Platzzahl beschränkt.

 

Grundidee Seisler Tüsch

In den meisten Sensler Bauernküchen steht er, der grosse, lange Küchentisch. Ein Ort, wo gegessen wurde. Ein Ort, wo getrunken wurde. Ein Ort, wo man sich traf. Ein Ort, wo man lachen konnte. Ein Ort, wo verhandelt wurde. Ein Ort, wo getrauert wurde. Ein Ort, ja DER Sensler Ort schlechthin. An diesem Treffpunkt soll nicht nur gegessen werden, es ist auch ein idealer Platz, um gemeinsam (Sensler) Ideen zu entwickeln.

Der letzte Seisler Tüsch im St. Martin hat am 10.10.17 stattgefunden. Acht Personen haben den Abschluss genossen und ihre Eindrücke im Gästebuch des Tisches hinterlassen.

 

Das Amüüs-Busch

Zu jedem Seisler Tüsch gehört ein kleines, sprachliches Amüüs Busch, oft aus der Feder von Christian Schmutz – Hochdeutsch oder Senslerdeutsch. Hier einige Beispiele:

Welten verbinden

Ist euch schon aufgefallen?
Wenn zwei Bänker sich treffen, sprechen sie über Kultur.
Wenn zwei Künstler sich treffen, sprechen sie über Geld.
Aber wenn sie am gleichen Tisch sitzen, haben sie endlich gemeinsame Interessen.
A Gueta a üsùm Seisler Tüsch.

Der Gastgeber

Der Anwalt hat täglich mit «Mandanten» zu tun,
der Arzt mit «Patienten», der Therapeut mit «Klienten».
Der Geschäftsmann mit «Kunden», der Präsident mit «Mitgliedern»,
der Trainer mit «Spielern», der Schiedsrichter auch,
der Pfarrer mit «Schäfchen», der Ammann mit «Bürgern»,
aber der Wirt, der hat es am Besten von allen:
Er hat sie alle zusammen – als «Gäste».

Dasch Chabis!

Chabis isch scho ging as gäbigs ù günschtigs Wintergmües gsyy. Aber wyl mùs bi de eermere Lütt so vüu ggässe het, isch es o nit so beliebt gsyy. Drùm het mù de Begrüff Chabis afa bruuche fùr Nüütwärtigs ù Schwächlichs: das isch ki Chabis wärt oder i wett e ke Chabis drum gää – da gglùùbt mù kis Wort. Abgkürzt hets de ghiisse ja, Chabis! So äänlich het mù o de Begrüff Boone chene bruuche: er isch e ke Boone wärt.
Dass dä Chabis berüemter choo isch aus Boone heicht no demit zäme, dass im 18. Jahrhùndert uufchoo isch: red keinen Kohl. Das het nüüt mit dùm Gmües z tüe, sondern chùnt ùs de Gounerspraach, im Rotwäutsche. Dä Kohl het sy Uursprùng im hebräische kool “Stimme, Rede” oder im Romawort kalo “schwarz” mit de ùbertraageni Bedütig “Lùgi”. Uber d Stùdentespraach isch daas wyt usi triit choo. U dä tütsch Kohl het de bi üüs Chabis ggää, wyl es daas mit de Bedütig “nüüt” ja scho ggää het.

Was gibt es zu essen?

4Freche, sinnlose, herausfordernd-plagende Antworten auf die neugierige Frage «Was gibt es zu essen?» gibt es im ganzen deutschen Sprachraum. Hier einige Beispiele: Im Sensebezirk habe ich gehört: Nüüt mit Zùcker drùf! oder Was ùf e Tüsch chùnt! oder Räschte vo de Räschte!
Aber auch in anderen Regionen waren sie phantasievoll, um zu sagen, was es zu essen gibt: Einen Topf in einem anderen und Topflappen dazwischen, damit nichts anbrennt. Möglich sind aber auch eingemachte Kellertreppen, eingelegte Kellerstufen, Putzlumpensalat, Schneckenärsch mit Rollen dran, was Warmes auf nem kalten Teller, gebackene Fürz mit Meerrettich, eine kalte Leichenfrau, Ein Sack voll Haumiblau, Was zu essen, oder glaubst du ich geb dir Gift? Oder um die Gwundernase direkt anzusprechen: alte Neugierde mit Butter gebraten.
Mmm! Fasch so guet wy nüüt mit Zùcker drùber!